Mit seiner bildgewaltigen Meistererzählung „Herr und Knecht” (1895) schuf der große russische Dichter und Humanist Leo Tolstoi eine zeitlose Parabel auf die Macht der Mitmenschlichkeit. Der Kaufmann Brechunow, dessen Leben bis dahin dem Zusammenraffen von Reichtümern gewidmet war, gerät mit seinem Knecht Nikita auf dem Pferdeschlitten in einen furchtbaren Schneesturm. Wassilij ist ungeduldig und möchte die Stadt schnell erreichen, um dort vor anderen Interessenten ein Stück Wald zu kaufen. Doch im Tosen des Unwetters verirren sie sich heillos – und angesichts des nahen Todes beginnen die Standesunterschiede zwischen den beiden ungleichen Gefährten auf wundersame Weise zu verschwinden. Tolstoi erzählt hier in meisterlichem Realismus von der Wandlung eines Menschen.